Bürgerportal
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Grab 16

Familie König

Der Steinhäger war als Schnaps lange das Markenzeichen und Aushängeschild Steinhagens und überall in Europa bekannt. Wahrscheinlich schon im 17. Jahrhundert brannte man auf umliegenden Höfen einen Wacholderbranntwein. Der vermutlich erste gewerbsmäßige Brenner war jedoch Hermann Christoph König (1747–1813) „im Dorf Nr. 68“, der um 1770 ein Brennhaus errichtete und dieses 1811 gemeinsam mit seiner Frau Anna Maria erneuerte. Die Familie König ist in Steinhagen bereits seit dem 17. Jahrhundert nachgewiesen. Nach Hermann Christophs Tod führte sein Nachfahre Friedrich Wilhelm König (1790–1841) neben einer Gastwirtschaft die Brennerei weiter. Die Bezeichnung „Steinhäger“ taucht erstmals auf einer Rechnung von ihm auf, welche aus den Jahren 1833/34 stammt. Aufgrund gesundheitlicher Probleme überließ Friedrich Wilhelm vor seinem Tode seinem Bruder Heinrich Christoph in Gütersloh das väterliche Brennverfahren. Friedrich Wilhelm, der ohne männliche Nachkommen starb, betrieb zudem ab 1834 eine Bleiche, welche nach seinem Tode neben dem Brennhaus und weiteren Ländereien zum Verkauf stand. Das Brennhaus wurde später von Schlichte erworben. Eine kurze Zeit betrieb die Familie König in Steinhagen keine Brennerei. 

Dies sollte sich mit Hermann Henrich Christoph König (1831–1900) ändern. Bereits mit 13 Jahren wurde er nach dem Tod des Vaters Erbe des Hofes und wuchs in schweren Verhältnissen auf. Trotz dieser Probleme bewirtschaftete die Familie weiterhin den Landwirtschaftsbetrieb und mehrere Bleichwiesen. Hermann H. C. König beendete im September 1852 seine Lehre beim Kaufmann Anton Daniel Kisker in Halle. 1854 besucht er in Berlin Vorlesungen zur chemischen Technologie, Kisker unterstützte ihn hierbei finanziell. 1855 lernt er in zwei schlesischen Spinnereien und Bleichen, 1856 kehrt er nach Steinhagen zurück, wo er eine Seifmühle errichtet. Auch sein jüngerer Bruder Eduard geht bei Kisker in die Lehre arbeitet dann ebenfalls in der Bleiche mit. Diese läuft recht gut, denn Hermann kann die Schulden seiner Mutter bezahlen. 1865 heiratet Hermann Catherine Marie Künsemöller (1846–1923), mit der er sechs Kinder haben wird, drei Söhne und drei Töchter. Eine der Töchter stirbt jedoch schon im Kindesalter. 1873 gründete Hermann H. C. König seine gewerbsmäßige Brennerei, die Bleiche hatte er bereits geschlossen. Der Grund dafür ist nicht richtig ersichtlich. Eine Möglichkeit wäre die große Dichte an Bleichen in der Umgebung und damit eine starke Konkurrenz. Ein anderer Grund liegt möglicherweise aber auch in den vielen Brennereien in der Umgebung, wie Schlichte in Steinhagen oder Kisker in Halle, die allesamt gute Geschäfte machten. Anfangs brannte Hermann den Steinhäger noch auf seinem Hof, bis er 1875 an der heutigen Brockhagener Straße ein neues Betriebsgebäude bauen ließ. 

Zwischen 1959 und 1965 expandierte die Firma König unter anderem in den Bereichen Wodka, Branntwein, Whisky und Sekt. 1959 konnte die Firma H. C. König sogar die Gütersloher Brennereiaktivitäten wieder nach Steinhagen holen. 1984/85 schlossen sich König und Schlichte wegen sinkender Nachfrage zusammen. Damit endete ein über 100 Jahre dauernder Wettkampf zwischen den beiden, zu dieser Zeit, reichsten Familien Steinhagens. 1990 wurde die neue Firma dann von Berentzen übernommen. Ab da gab es noch einige Besitzerwechsel, bis die Brennerei in Steinhagen 2004 eingestellt wurde. 

Dies alles erlebte Hermann H. C. König nicht mehr, er starb schon 1900. Sein Umstieg von der Bleiche auf die Brennerei zahlte sich jedoch aus, so ermöglichte er sich und seiner Familie ein wohlhabendes Leben. Seine Kinder genossen eine für die damaligen Verhältnisse sehr gute Bildung. Einer seiner Söhne, Heinrich Eduard (1866–1932), ging in die Firma und unterstütze seinen Vater dort immer mehr. Wilhelm König (1872–1932) studierte Medizin. Beiden ließ Hermann H. C. König Ende des 19. Jahrhunderts je ein komfortables Haus bauen. Somit hat die Familie König die Geschichte des Steinhägers seit jeher geprägt und dazu beigetragen ihn über den lokalen Raum hinaus bekannt zu machen.