Bürgerportal
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Dopheide

Bäcker und Konditoren mit Leidenschaft

Wilhelm Dopheide war ein Künstler, wenn auch etwas anderer Art. Er war Konditormeister und schuf zum Beispiel das geflügelte Seepferdchen aus dem Logo von Air France oder eine Miniatur „Steinhäger“ Flasche aus Marzipan. Doch auch seine Tortenspezialitäten und restlichen Backwaren waren unglaublich beliebt. Die Familie Dopheide blickt auf eine über 300-jährige Geschichte in Steinhagen zurück. So etablierte sich die Familie 1720 in Steinhagen. Der Bäckermeister Friedrich Wilhelm Dopheide gründete 1885 einen Gemischtwarenladen in Steinhagen. In der Zeit nach 1885 konnte man also, wie für einen Gemischtwarenladen üblich, neben dem vom Bäckermeister frisch gebackenem Brot und Brötchen auch noch vieles mehr kaufen, zum Beispiel Eisenwaren und Porzellan. Gelernt hat Friedrich Wilhelm übrigens in der Bielefelder Bäckerei Müller, hier testete ein gewisser Oetker ein Pulver, das er Backpulver nannte.

1905 zog das Geschäft um, in ein Eckgrundstück am Kirchplatz und damit in die Mitte von Steinhagen. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde es dann zu einem reinen Lebensmittelladen. Nach dem Tod von Friedrich Wilhelm Dopheide 1935 übernahm sein Sohn Friedrich Wilhelm Otto das Geschäft. Er führte es erfolgreich durch die Wirren des Zweiten Weltkriegs.

Der Sohn von Otto, Wilhelm Junior wurde ein Jahr später geboren, wuchs in der Backstube auf und wollte das Geschäft in dritter Generation weiterführen. Vorerst jedoch ging der junge Wilhelm nicht in den elterlichen Betrieb und schlug einen etwas anderen Berufsweg ein. Er erlernte nicht wie Vater und Großvater das Bäckerhandwerk, sondern begann 1951 die Ausbildung zum Konditormeister. Traditionell sind Bäcker eher für Backwaren des Alltags zuständig, also Brötchen, Brot oder einfache Kuchen. Hingegen betonen Konditoren die künstlerische Seite des Backens. Sie verzieren ihre Waren aufwendig und sind vor allem für ihre Torten bekannt. Für traditionelle Bäcker wurde es zu dieser Zeit immer schwieriger, mit dem Preisdruck der Bäckereien mitzuhalten, die ihre Waren industriell herstellten. Das Konditorenhandwerk war auf einem aufsteigenden Ast. Die süßen und reich verzierten Backwaren waren nicht mehr nur für die Oberschicht bestimmt, auch die restliche Bevölkerung konnte nun beim Konditor einkaufen. Daran änderte auch der zweite Weltkrieg nichts. Nach seiner abgeschlossenen Ausbildung ging Wilhelm Dopheide auf die traditionelle Walz, so zog es ihn 1954 nach Düsseldorf in das berühmte Café Rütten. Ein Jahr später fing er eine neue Stelle bei Lindau am Bodensee an. Ein Jahr später, also 1956, wechselte er wieder seine Arbeitsstelle, diesmal verschlug es ihn nach Seefeld in Tirol. Nach abgeschlossener Walz kehrte er wieder nach Westfalen zurück, wo er 1961 seine Meisterprüfung im Konditorenhandwerk absolvierte. Nun konnte er sich voll und ganz der Umstellung des Familienbetriebes widmen. Der 1905 errichte Altbau wich 1972 einem modernen Neubau. Gleichzeitig begann auch die Umstellung auf die Konditorei, das neue „Café Dopheide“ bot 60 Personen Platz. In der Anfangszeit gehörte neben Tortenspezialitäten und Teegebäck auch Eiscreme zum Sortiment, italienische Eisdielen waren noch eine Rarität. Eine besondere Spezialität Dopheides sollten seine Kunstwerke aus Marzipan werden, neben denen es natürlich auch immer noch handgemachte Brötchen und Brote gab. Das Café erfreute sich großer Beliebtheit im Ort.

1974 starb Otto Dopheide, Wilhelms Vater im Alter von 84 Jahren. Im gleichen Jahr lernte Dopheide auch Marita Packe kennen, die er 1981 heiratete. 1990 musste Dopheide seinen Beruf wegen einer Mehlstauballergie aufgeben. Seitdem ist er zusammen mit seiner Ehefrau viel gereist. Im selben Jahr noch wurden die Räumlichkeiten des „Café Dopheide“ an ein chinesisches Restaurant verpachtet. Heute werden sie von einem griechischen Imbiss genutzt. Das Gebäude ist jedoch immer noch dasselbe wie 1972.