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Grab 05

Nottrott - Missionar in Indien

Der Weg von dem in Thüringen gelegenen Ort Oppershausen zu uns nach Steinhagen ist nicht sonderlich weit. Für den Missionar Alfred Nottrott dauert dieser Weg jedoch 46 Jahre und führt über Indien.

Nottrott wird am 19.08.1837 in Oppershausen in Thüringen geboren. Sein Vater ist Pfarrer, also spielt die Religion schon in seiner Kindheit eine wichtige Rolle und so ist es nicht verwunderlich, dass er nach seinem Abitur 1860 in Halle an der Saale ein Theologiestudium beginnt.
Nachdem er dieses abgeschlossen hat, kommt er ihn Kontakt mit der Gossner Mission. Diese Berliner Mission wurde 1837 von Johannes E. Gossner gegründet und entwickelte im Nordosten Indiens eine kontinuierliche Missionarsarbeit. Bei eben dieser Mission tritt Nottrott nun in den Vorbereitungsdienst und wird 1867 mit einem weiteren Missionar nach Indien abgeordnet. Er erreicht am Weihnachtsabend 1867 den Ort Ranchi im Nordosten Indiens, welcher das Zentrum des Missionsfeldes der Gossnerschen Mission in Chotanagpur darstellt.
Nottrotts erste Hauptaufgabe neben der Verkündigung von Gottes Wort besteht darin, die Sprache der indigenen Völker der Region, allen voran der Munda zu lernen, zu verstehen und aufzuschreiben. Ein Buch über die Mundari-Grammatik entsteht, wofür ihm später der Dr. phil. der Universität Leipzig zuerkannt wird.

Eine weitere für ihn wichtige Aufgabe besteht darin, einheimische Mitarbeiter auszubilden. Daher ist es ein großer Erfolg, dass der von ihm geförderte und ausgebildete Nathanael Tuyu 1872 als erster Munda-Pastor ordiniert wird. Auf ihn werden weitere folgen.
Mit der Hilfe von Nottrott verfasst Tuyu ein Gesangbuch in Mundari. Von da an setzt die Gossner Mission verstärkt darauf, einheimische Pastoren auszubilden. So entwickelt sich mit der Zeit eine eigenständige, junge, indische Kirche.

An diesem und anderen Beispielen sieht man, dass die Gossner-Missionare sich häufiger als andere Kirchen auf die Seiten der indigenen Völker stellten und für ihre Rechte und Rettung eintraten. Das führte allerdings oft zu Problemen mit den indischen und englischen Feudalherren in der Region.

Für Nottrott privat geht es mit einem Tiefschlag weiter. Seine Frau, die er 1868 geheiratet hatte, stirbt 1876 in Indien an starkem Fieber. Doch schon ein Jahr später heiratet er seine Schwägerin Elisabeth Hartmann, mit ihr wird er sechs Kinder haben.
In den folgenden Jahren steigt Nottrott immer weiter auf, bis er 1887 zum Präses des Missionsfeldes in Ranchi berufen wird. In dieser Funktion vertritt er die Mission gegenüber staatlichen Stellen und kämpft so weiter für die Rechte der Einheimischen. Seinen größten Erfolg feiert er 1910, als er nach fünf Jahren Arbeit die Bibelübersetzung in Mundari fertigstellt. 1913 beendet Nottrott seine Missionsarbeit in Indien und kehrt nach Deutschland zurück, um sich in Steinhagen niederzulassen, da seine Frau aus der Region stammt.

Die restlichen deutschen Missionare müssen im Zuge des ersten Weltkrieges Indien verlassen, jedoch entsteht ab 1919 eine eigenständige Gossner Kirche, das ist zum Großteil auch der Verdienst von Alfred Nottrott. Der nun 76-jährige Nottrott kommt auch in Steinhagen nicht zur Ruhe und fördert den internationalen Austausch zwischen Wissenschaftlern und Missionaren. Mit Beginn des ersten Weltkriegs, dem 1915 auch sein Sohn zum Opfer fällt, organisiert er fürsorgliche Hilfe für Waisen, Witwen und Invaliden des Krieges. Alfred Nottrott stirbt 1924 in Steinhagen und wird hier beerdigt. Seine Frau Elisabeth Nottrott, geb. Hartmann stirbt 1933 ebenfalls in Steinhagen.

Quellen:

- Zeitungsartikel Haller Kreisblatt (Herr Obelode)

- http://kab.scopearchiv.ch/Data/1/D9351.pdf

- https://www.gossner-mission.de/ueber-uns/geschichte