Bürgerportal
Hier finden Sie Informationen über alle Bereiche der Gemeinde Steinhagen mit ihren Aufgaben, Dienstleistungen und Ansprechpartnern sowie Adressen und Öffnungszeiten auf einen Blick.

Grab 08

Weinberg-Leykauf - Apotheker

Der Steinhäger Schnaps ist weit über die Grenzen Steinhagens bekannt. Die „Steinhäger-Salbe“ ist jedoch wenigen Steinhägern oder Steinhägerinnen ein Begriff. Diese schwarze Heilsalbe, hergestellt aus dem Teer-Produkt Ichtymol und ätherischen Ölen, soll bei Entzündungen und Abszessen wahre Wunder gewirkt haben.

Heute ist es kaum vorstellbar, doch in den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg stellten die meisten Apotheker ihre Arzneimittel noch selber her. So auch der aus Goslar stammende Apotheker Wilhelm Weinberg. Er übernahm 1906, die im Jahr 1899 eröffnete und damit erste Apotheke Steinhagens am Fivizzanoplatz. 1926 zog er in einen Neubau an der Bahnhofstraße um. Der Beruf des Apothekers war zu diesem Zeitpunkt gerade im Wandel. So stellten die Apotheker vorher ihre Arzneimittel meistens selber her, aus selbst angebauten Kräutern bzw. Zutaten, die sie sich selber in der Natur beschafften. So waren Apotheker auch oft Botaniker und Zoologen. Doch dies änderte sich mit der Entstehung von synthetischen Arzneimitteln. Musste man vorher bei pflanzlichen Arzneimitteln viele verschiedene Zutaten vermischen, bestehen synthetische Arzneimittel nur aus sehr wenigen oder nur einer Zutat. Zudem wurde es mit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19 Jhr. deutlich billiger und effizienter die Arzneimittel in Fabriken herzustellen. In dieser Zeit wurden Meilensteine in der Pharmazie erreicht. So wurde zum Beispiel das noch heutig gängige Arzneimittel Aspirin entwickelt, ein synthetisches Arzneimittel, das schon bald im großen Stil in den Fabriken hergestellt wurde. Durch diese Entwicklung wurden die Hauptaufgaben der Apotheker die Prüfung und Beratung rund um Arzneimittel.

Bis zu seinem Tod 1931 führte Wilhelm Weinberg die Apotheke, danach wurde sie verpachtet. 1950 übernahm seine Tochter Charlotte Leykauf mit ihrem Ehemann Erwin Leykauf die elterliche Apotheke. Die Leykaufs sanierten und modernisierten die Apotheke im Jahr 1956 und führten sie bis 1992. Als letzte Pächterin übernahm Hilke Lessmann für 17 Jahre das Ruder, bis die Apotheke am 31 Dezember 2009 geschlossen wurde.

Charlotte Leykauf gründete 1961 zusätzlich mit ihrem Ehemann die Sonnenapotheke, diese wurde später von ihrer Tochter Susanne Thron übernommen und 2018 geschlossen. Das Mobiliar der Apotheke an der Bahnhofstraße wurde nach ihrer Schließung 2009 im historischen Museum bis zum Juli 2010 detailgetreu wieder aufgebaut. Erwin Leykauf erlebte den Museumsaufbau nicht mehr, er verstarb 2007. Charlotte Leykauf starb 2015 und ein Jahr später wurde schließlich das Originalgebäude an der Bahnhofstraße abgerissen. Man kann jedoch im historischen Museum nicht nur die originale Einrichtung bestaunen, hier werden sogar ab und zu noch einige besondere Tinkturen aus selbst angebauten Kräutern nach altem Rezept hergestellt. Es gelang sogar, mithilfe der Tochter der Leykaufs, Susanne Thron, die schon beschriebene Steinhäger Salbe nach altem Rezept herzustellen.