Bürgerportal
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Grab 11

Springmeyer Goebel

Der Blaudruck ist eine alte Färbetechnik, deren Ursprünge bis in die Antike zurückreichen und auch in Steinhagen war diese besondere Art zu färben verbreitet. Durch die Ausübung dieses alten Handwerkes zeichnete sich die Familie Goebel unter anderem aus. Die Färbetechnik des Blaudruckes war in der Antike vor allem in Indien und Ägypten verbreitet. Es dauerte dann jedoch bis ins 17 Jhr., bis der Blaudruck auch Europa erreichte. Hier verbreitete er sich von den Niederlanden aus auch nach Deutschland. Der Blaudruck ist ein Färbeverfahren für Leinen- oder Baumwolle, bei dem ein weißes Muster auf einem blauen Grund entsteht. Deswegen wurde der Blaudruck früher auch Porzellandruck genannt. Das Muster entsteht, indem ein Schutzmittel, das sogenannten Reservemittel mithilfe von Druckformen auf den Stoff aufgetragen wird. Nach der Färbung mit einem kräftigen Blauton wird das Reservemittel entfernt und an diesen Stellen bildet das saubere Weiß des Stoffes nun ein Muster. Blaudruck galt in Europa als Kunst der armen Leute und war vor allem bei der ländlichen Bevölkerung beliebt, da man mit ihm auch billige Stoffe wie Baumwolle bedrucken konnte. Erst die Industrialisierung mit dem maschinellen Walzendruck bedeute das Aus für die meisten Blaudruckwerkstätten.

In Steinhagen übten am Anfang des 19 Jhr. erste Bewohner den Blaudruck aus. Nun kommt die Familie Goebel ins Spiel, denn 1840 begann auch Johann Christoph Goebel mit dem Blaudruck. Dieser bewohnte in Steinhagen die Stätte No. 95, das heutige Heimathaus. Neben dem Blaudruck stellten die Goebels hier auch die bekannte Steinhäger-Salbe her. Johann Christoph Goebels Sohn Heinrich Adolph Goebel perfektionierte das Familienrezept, sodass die Salbe überregional bekannt und bis 1970 produziert wurde. Heinrich Adolph Goebel führte aber auch den Blaudruck weiter und übergab das Handwerk an seinen Sohn Ernst Goebel. Dieser eröffnete 1902, nach abgeschlossener Ausbildung zum Färber und Kaufmann und Heirat mit Emma Auguste Marie Springmeier sein eigenes Geschäft in Steinhagen mit Schön-Färberei, Druckerei und chemischer Wäscherei. Außerdem gab es einen Verkauf mit verschiedensten Waren wie Kleidungsstücke, alle möglichen Stoffe und noch einiges mehr. Damit wurde Ernst Goebels Geschäft zu einem der zwei Kaufhäuser in Steinhagen in jener Zeit. Er fertigte Muster auf Wunsch an und konnte dabei auf einige 100 verschiedene Muster zurückgreifen. Den Blaudruck bot er bis zum zweiten Weltkrieg an, doch auch danach führte er sein Geschäft noch weiter, bis er mit 95 starb und damit wahrscheinlich zu einem der ältesten Bewohner Steinhagens zu jener Zeit wurde. Das Geschäft wurde bis 1970 von seinen Nachfahren weitergeführt, dann musste es aus Kostengründen aufgegeben werden.