Bürgerportal
Hier finden Sie Informationen über alle Bereiche der Gemeinde Steinhagen mit ihren Aufgaben, Dienstleistungen und Ansprechpartnern sowie Adressen und Öffnungszeiten auf einen Blick.

Grab 02

Gustav Cronsholl

Gemeindevorsteher in Amt und Würden

Das 20. Jahrhundert war ein sehr bewegtes Zeitalter. Als Gemeindevorsteher von Steinhagen führte Gustav Cronsholl die Gemeinde Steinhagen durch 26 Jahre dieses Jahrhunderts. Wie auch seine Vorgänger entstammte Cronsholl der bäuerlichen Oberschicht und wurde am 24. Januar 1873 auf dem elterlichen Hof in Steinhagen geboren. Doch durch den frühen Tod seines Vaters endete seine Kindheit mit 16 Jahren und er musste gemeinsam mit seiner Mutter Wilhelmine Cronsholl die elterliche Landwirtschaft führen. Trotzdem versuchte seine Mutter alles, um ihm eine Schulbildung zu ermöglichen und so konnte er nach Abschluss der Volksschule sogar die weiterführende Schule besuchen. Mit Unterstützung seines Onkels, der Gemeindevorsteher in Quelle war, konnte er von 1895 bis 1897 die landwirtschaftliche Lehranstalt in Oranienburg besuchen, das war für damalige Verhältnisse eine herausragende Ausbildung. Nach dem er in Oranienburg und Schleswig in der Verwaltung einiger größerer Güter gearbeitet hatte, zog es ihn wieder nach Steinhagen. Hier heiratete er 1908 Anna Kastien. Das Ehepaar erbte einen Kotten und etwas Land, dort betrieben sie Landwirtschaft und zusätzlich eine Schlachterei im Nebenerwerb. 1910 wurde Cronsholl dann mit nur 37 Jahren Gemeindevorsteher. Er war für die Aufgabe prädestiniert, denn er hatte Berufserfahrung und eine gute Ausbildung. Gemeindevorsteher war man damals ehrenamtlich, ab 1927 wandelte man den Gemeindevorsteher in die Bezeichnung Bürgermeister um. Sein kleines Büro, das er in seinem Privathaus einrichtete, war zunächst noch sehr spartanisch. So gab es weder elektrischen Strom noch einen Anschluss an das Fernsprechnetz. Obwohl das Amt ehrenamtlich war, bedeutete es einen enormen Zeitaufwand, sodass er deutlich seltener im landwirtschaftlichen Betrieb mithelfen konnte. Deswegen musste die Familie, allen voran seine Frau Anna kräftig anpacken. Seine Familie half aber auch bei seinen Amtsgeschäften mit, seine Kinder Hanna und Wilhelm unternahmen zum Beispiel schon im Alter von 10 Jahren Botengänge für ihn. Er bekam für das Amt eine vierteljährliche Vergütung von 2.500 Mark, angesichts des Aufwandes und der Inflation war das nicht viel.

Cronsholl hat während seiner Amtszeit Kaiserreich, Weimarer-Republik, aber auch Nazi-Diktatur erlebt. Diese nationalen bzw. globalen Ereignisse haben die Arbeit von ihm genauso beeinflusst wie lokale Angelegenheiten, zum Beispiel die Elektrifizierung der Gemeinde. Während des Ersten Weltkriegs waren vor allem die Lebensmittelversorgung sowie die Fürsorge für Kriegswitwen und -waisen wichtig. Auch die Revolution 1918 erreichte Steinhagen und Cronsholl war sogar kurzzeitig Vorsitzender eines Bauernrates. Mit Beginn der Nazidiktatur 1933 hatte Cronsholl deutlich weniger zu entscheiden. Die Gemeindevorsteher mussten die Weisungen der NSDAP umsetzen und wurden durch sie überprüft. Außerdem existierte der Gemeinderat nur noch formal, da Regimekritiker wie die Mitglieder der SPD ausgeschlossen wurden. Cronsholl weigerte sich jedoch, der NSDAP beizutreten und war für Nationalsozialisten damit ein Störfaktor. Dennoch war das Vertrauen der Gemeinde in ihn weiterhin so groß, dass er vorerst im Amt blieb. 1936 wurde der Druck der NSDAP dann zu hoch und er legte sein Amt nieder. Auf ihn folgte ein Parteimitglied. Dennoch wurde er noch im selben Jahr zum „Ehrenbürgermeister“ ernannt. Seine distanzierte Haltung zum Nationalsozialismus bewahrte er sich und unterschrieb kurz vor Kriegsende 1945 einen Aufruf, dass Steinhagen nicht verteidigt werden soll, um weitere Zerstörung zu verhindern. Auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt nahm er regen Anteil am Gemeindeleben. Er wurde unter großer Anteilnahme der ganzen Gemeinde nach seinem Tod 1960 auf dem „Alten Friedhof“ beigesetzt.     


Portrait Gustav Cronsholl


Familie Cronsholl


Cronsholl